Historisches Archiv


19. Jahrhundert

Zeitgeschichte · Kirchengeschichte · Stiftungsgeschichte

 

1813 bis 1815

Befreiungskriege gegen die napoleonische Besatzung: Bei den Kämpfen lassen auch 56 Männer aus der Sophiengemeinde ihr Leben.(15)

1817

Union der beiden evangelischen Bekenntnisse in Preußen. Die Lutheraner und Reformierten verbinden sich in der Evangelischen Kirche in Preußen (später: Evangelische Kirche der altpreußischen Union).(16)

1820

Die Sophiengemeinde hat einschließlich der Vorstadtgebiete außerhalb der Ringmauern mehr als 23.000 Gemeindemitglieder, darunter eine wachsende Anzahl Arbeiter und proletarisierter Unterschichten.(17)


1824

Die Sophiengemeinde legt in der Bergstraße einen weiteren Friedhof (Sophien II) an. Er ist als „Musiker-Friedhof“ bekannt geworden, da hier u.a. der Bach-Enkel und Pianist Wilhelm Friedrich Ernst Bach, Albert Lortzing, Carl Bechstein und Walter Kollo begraben sind.(18)

1825 bis 1827

Für das Gebiet westlich der Friedrichstraße beginnen städtebauliche Planungen. Das bisher weitgehend ungestaltete Gelände soll von mehreren Straßen durchzogen und somit für den Häuserbau nutzbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang beginnen undurchsichtige Verhandlungen, in deren Folge die Koepjohann’sche Stiftung den größten Teil ihres Grundbesitzes, den sie in Erbpacht vergeben hat, verliert. Sie tritt gegen eine Summe von 2.800 Talern 10 ¾ Morgen Land an Professor Klentze und gegen 5.000 Taler mehr als 23 Morgen Land an den Kaufmann Hotho ab (der es später für 35.000 Taler weiterverkauft). In ihrem Besitz verbleiben nur etwas mehr als 3 Morgen. Die erhaltenen Dokumente erlauben keine genaue Rekonstruktion der Vorgänge.(19)

1828

Das Gebiet westlich der Friedrichstraße, in dem der Stiftungsbesitz liegt, wird als eigenständiges Viertel unter dem Namen Friedrich-Wilhelmstadt von der Spandauer Vorstadt abgetrennt. Es bleibt seelsorgerisch Teil der Sophiengemeinde.(20)

Die Koepjohann’sche Stiftung vermietet Teile des Grundstücks und des Wohnhauses an einen Generalpächter. Dieser kann die gepachteten Immobilien auf eigenes Risiko weitervermieten.(21)


1829

Die Stiftung muss einen Teil des Grundbesitzes zur Anlegung der Albrechtstraße an den preußischen Fiskus abtreten.(22)

1832

Die Sophiengemeinde hat mehr als 50.000 Gemeindemitglieder. Durch königliche Ordre wird die Gemeinde geteilt. Vier neue Gemeinden werden gebildet und neue Kirchen gebaut – die St. Johanniskirche in Moabit, die Nazarethkirche auf dem Wedding, die St. Elisabethkirche in der Invalidenstraße und die St. Paulskirche am Gesundbrunnen. Die Sophiengemeinde beschränkt sich jetzt auf das Gebiet der Spandauer Vorstadt und der Friedrich-Wilhelm-Stadt.(23)

1843

Die Aufsicht über die Stiftung geht vom Polizeipräsidium auf das Konsistorium der Provinz Brandenburg über.(24)


1847

Die Stiftungsadministration legt einen Baufonds an. Bis 1853 werden darin rund 1.750 Reichstaler zurückgelegt.(25)

1848

Revolution in Deutschland gegen die halbfeudale, autoritäre Ordnung, zur Durchsetzung liberaler und demokratischer Rechte. Berlin ist eines der Zentren der März-Revolution. Auch in Nachbarschaft der Stiftungsgrundstücke finden Kämpfe statt. So wird u.a. in der Albrechtstraße in Höhe der Marienstraße eine Barrikade errichtet.

1850

Eine Aufstellung des Stiftungseinkommens weist für die Jahre 1820 bis 1849 einen durchschnittlichen Ertrag von rund 2.075 Reichstalern jährlich aus. Dabei sind die Einnahmen von rund 1.711 Reichstalern im Jahr 1820 über 1.993 Reichstaler von 1825 bis 1834 auf 2.328 Reichstaler 1848 und 1849 gestiegen.(26)


1853

Der alte, die Kirche umgebende Friedhof der Sophiengemeinde wird geschlossen. Vereinzelt finden auch noch später Beerdigungen auf dem Friedhof statt. So werden hier noch die Prediger Schultz, Ideler, Seyring, Strauß und Burckhardt beigesetzt.(27)

1856

Die Sophiengemeinde ist wieder auf über 50.000 Mitglieder angewachsen ist. Sie wird daher ein zweites Mal geteilt. In der Friedrich-Wilhelm-Stadt wird die Philippus-Apostel-Gemeinde mit einem Gotteshaus in der Philippstraße (im 2. Weltkrieg zerstört und später abgetragen) gegründet. In der westlichen Spandauer Vorstadt entsteht die Johannes-Evangelist-Gemeinde mit ihrem Gotteshaus in der Auguststraße. Auch diese Gemeinden zählen zum Stiftungsgebiet.(28)

1859 bis 1861

Die Grundstücke der Stiftung in der Albrechtstr. 12/12a (heute 15/16) werden nach Plänen des Baumeisters Adolf Lohse (1807–1867), Schüler von Karl Friedrich Schinkel, mit zwei Mietshäusern bebaut.(29)


1861

Das Stiftungsgrundstück wird in fünf Parzellen unterteilt, um diese unabhängig voneinander mit Hypotheken belasten zu können.(30)

1863

Die Sophiengemeinde kauft ein Grundstück im Stadtteil Wedding, um einen weiteren Friedhof (Sophien III) anzulegen.(31)

1871

Reichsgründung. Nach dem Sieg der vereinigten deutschen Heere über die französische Armee im deutsch-französischen Krieg werden in Versailles das deutsche Kaiserreich proklamiert und der preußische König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser gekrönt. Berlin wird Reichshauptstadt.


1874 bis 1876

Das Gesetz über die Zivilehe wird verabschiedet. Die Zahl der kirchlichen Amtshandlungen geht in der Folge deutlich zurück. Dennoch erreicht die Zahl der Gemeindemitglieder im Stiftungsgebiet 1875 mit rund 53.000 Personen (bei rund 88.000 Einwohnern insgesamt) ihren historisch höchsten Stand.(32)

1876

Für den Bau der Stadtbahn muss die Stiftung den hinteren Teil des Grundstücks Albrechtstr. 8/9 (heute: 9/10) abtreten. Die Entschädigungssumme wird auf 300.000 Mark festgelegt.(33)

1883

Das alte Koepjohann’sche Wohnhaus am Schiffbauerdamm wird abgerissen.(34)


1884/1885

Auf dem Grundstück Albrechtstr. 11 (heute: Nr. 14) wird ein Wohnhaus errichtet.(35)

1890/1891

Umbau der Sophienkirche. Der Innenraum wird nach ersten Entwürfen von Baurat Friedrich Schulze und dem Architekturbüro Kyllmann & Heyden durch den Architekten Kurt Berndt im neobarocken Stil umgestaltet.(36)

1898

Erster Nachtrag zum Reglement der Stiftung. Zur Finanzierung von Baumaßnahmen wird die vorübergehende hypothekarische Belastung der Grundstücke ermöglicht und ein Reservefonds von einem Zehntel der Reineinnahmen gebildet. Ebenso werden die Aufwandsentschädigungen für die geistlichen Administratoren und die Unterstützungszahlungen erhöht.(37)