Historisches Archiv


18. Jahrhundert

Zeitgeschichte · Kirchengeschichte · Stiftungsgeschichte

 

um 1700

Das Areal des heutigen Stiftungsbesitzes ist nur locker bebaut. Es liegt vor den Stadtmauern und wird zum Teil landwirtschaftlich genutzt. Am Eingang der heutigen Albrechtstraße steht eine Windmühle. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts siedeln sich einzelne Manufakturbetriebe zur Stoff-, Leder- und Tabakverarbeitung, vor allem aber mehrere Schiffbaubetriebe an, die dem Schiffbauerdamm den Namen geben.(1)

Panorama um 1700


1712/13

Die Sophienkirche, zunächst Spandauische Kirche genannt, wird als Pfarrkirche der Spandauer Vorstadt gebaut. Stifterin ist Königin Sophie Luise (1685–1735), dritte Ehefrau von König Friedrich I. (1657–1713). Die Gemeinde umfasst auch weite Teile des nördlichen Randbereichs der Stadt, nach heutiger Zuordnung den nordwestlichen Teil des Bezirks Mitte, Teile von Wedding, Prenzlauer Berg und Tiergarten (östliches Moabit). Zur Gemeinde zählen circa 500 Häuser, in denen zum Teil mehr als eine Familie wohnt.(2)

Dezember 1717

Johann Friedrich Koepjohann wird in Berlin geboren als Sohn des Schiffbauers Martin Koepjohann (1679–1734) und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Erdmann (ca. 1677–1737). Am 17. Dezember wird er in der Dorotheenstädtischen Kirche getauft.(3)

30. April 1734

Martin Koepjohann stirbt. Seine Witwe führt die Schiffbauerei weiter.(4)


1737

Friedrich Koepjohann erwirbt das Berliner Bürgerrecht und übernimmt von seiner Mutter das Erbhaus und die Schiffbauerei. Seine Mutter Elisabeth, geb. Erdmann, stirbt am 3. März 1737.(5)

Der Georgsche Garten an der Spree auf der Neustadt zu Berlin vom Schiffbauer Damm her anzusehen

November 1740

Friedrich Koepjohann heiratet Maria Elisabeth, geb. Stahlberg (1722–1776). Seine Frau ist die Tochter des Dorfwirts Joachim Stahlberg in (Französisch) Buchholz, wo auch die Trauung stattfindet. Die Familie stammt ursprünglich aus Bötzow (bei Velten, heute Ortsteil der Gemeinde Oberkrämer).(6)


Grundriss Haus Albrechtstraße

1757

Friedrich Koepjohann vergrößert seinen Grundbesitz. Er kauft ein Haus mit Grundstück am Schiffbauerdamm, das den heutigen Stiftungsbesitz bildet.(7)

1756 bis 1763

Siebenjähriger Krieg

vermutlich 1757

Koepjohann stiftet der Taufkirche seiner Frau in Bötzow, bei Oranienburg nordöstlich von Berlin gelegen, eine neue Turmspitze und einen Altar.(8)

1774

Die Häuser am Schiffbauerdamm, bislang zur Dorotheengemeinde gehörend, werden in die Sophiengemeinde eingegliedert.(9)


26. Juni 1776

Grabmal Marie Elisabeth Koepjohann

Koepjohanns Ehefrau Marie Elisabeth geb. Stahlberg stirbt. Koepjohann lässt seiner Frau auf dem Kirchhof der Sophienkirche, neben der Sophienkirche ein kostbares Grabmal errichten. Die Skulptur aus Sandstein stammt von dem Bildhauer Wilhelm Christian Meyer d. Ä. (1726-1786) und zählt zu den bedeutenden Zeugnissen der Berliner Kunst- und Kulturgeschichte.(10)

1789/1790

Tafel an der Orgel

Koepjohann stiftet der Sophienkirche die erste Orgel und übernimmt die Kosten für die Errichtung der Orgelempore.(11)

6. Juni 1792

Koepjohann stirbt, verwitwet und ohne Kinder, in Berlin. Er wird auf dem Kirchhof der Sophiengemeinde bei seiner Frau beigesetzt.

In seinem Testament von 3. Juni 1792 stiftet Koepjohann den Hauptteil seines Besitzes zur Unterstützung von bedürftigen Witwen und Waisen aus seiner Verwandtschaft und der Verwandtschaft seiner Ehefrau sowie von bedürftigen Witwen und Waisen lutherischer Konfession von Bürgern aus der „Spandauer Vorstadt“. In die Stiftung werden sein Wohnhaus am Schiffbauerdamm nebst dem dazu gehörigen Garten und Feld und 5000 Reichstaler Kapital eingebracht.(12)


Grab von Johann Friedrich Koepjohann

Testament von Johann Friedrich Koepjohann

20. März 1793

Nach den testamentarischen Verfügungen Koepjohanns wird das Reglement der Stiftung errichtet.

Die Administration der Stiftung wird gegen eine Aufwandsentschädigung den beiden Predigern der Sophienkirche übertragen, die hierzu zwei bemittelte Gemeindemitglieder hinzuzuziehen haben.

Die Stiftung soll ihre Erträge aus den Zinsen des Kapitals und durch Verpachtung des Grundbesitzes erwirtschaften. Die Erträge der Stiftung fließen zu zwei Dritteln den armen Witwen und Waisen aus der Verwandtschaft des Stifters, unabhängig von Stand, Konfession und Wohnort zu. Das verbleibende Drittel soll armen Witwen und Waisen aus dem Bürgerstand der Spandauer Vorstadt zu Gute kommen. Diese müssen lutherischer Konfession und Mitglieder der Sophiengemeinde sein. Die Unterstützungsgelder sollen vierteljährlich jeweils am ersten Montag im Januar, April, Juli und Oktober ausgezahlt werden. Falls die Erträge ausreichen, sollen im November zusätzlich ein Holzgeld und in besonderen Notfällen außerordentliche Unterstützungen gezahlt werden.(13)

1799

Die Sophiengemeinde kauft ein Grundstück an der Gartenstraße vor dem Hamburger Tor und legt dort einen neuen Friedhof (Sophien I) an. (Das Grundstück wird 1875 an die Stadt Berlin verkauft zur Anlage einer Grünanlage und eines Kinderspielplatzes. Heute befindet sich hier, hinter dem Stadtbad Mitte, der Heinrich-Zille-Park).(14)